Wenn ein naher Mensch von uns geht, dann wählt ein jeder und eine jede von uns einen anderen Weg, um dies zu begreifen und zu verarbeiten. Wir alle haben die unter-
schiedlichsten Vorstellungen von der Reise nach dem Tod. Doch so unterschiedlich, wie diese Gedanken und Gefühle sind, so habe ich erfahren, dass ein Akt der Verabschiedung für sehr viele Menschen von gleichsam großer Bedeutung ist.

Eine Trauerrede enthält die letzten Worte über die Person, die uns verlassen hat. In einer letzten großen Rede wollen wir in Erinnerungen an sie schwelgen, wollen wir gemeinsam zurückblicken auf das, was sie durchlebte und erreichte. Wir wollen uns erinnern an ihr Lachen, ihre Stärke, an ihren Mut und ihre Liebe, und von all dem ein bisschen in uns bewahren.

Um solch einen würdevollen Abschied zu veranlassen, bedarf es Vertrauen und Kraft der nahen Hinterbliebenen, ihre Erinnerungen zu teilen. In der Zusammenarbeit mit mir können wir aus diesen Erinnerungen eine Erzählung entstehen lassen, die ein würdevolles Portrait ihrer geliebten Person zeichnet. Am Tage der Beisetzung wird dieses Portrait Bilder und Erinnerungen in allen Anwesenden wecken und ihnen so helfen, Abschied nehmen zu können.

Als meine Großmutter starb, wollte bei der Beisetzung auch meine 4 jährige Nichte anwesend sein, um sich von ihrer Urgroßmutter zu verabschieden. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Tod im kindlichen Kontext zu dieser Zeit ist es mir zudem möglich, eine Trauerrede auch für die kleinen Menschen unter uns verständlich zu konzipieren.

Marie-Luise Engelmann, Trauerrednerin aus Leipzig